Wenn man den Süden Frankreichs bereist, ist ein Abstecher zum berühmten Fotofestival „Les Recontres de la Photographie Arles 2018“ eine aufgelegte Sache. Das Festival fand heuer zu bereits 49. Mal statt und zeigt sich inzwischen selbstbewusst als ein Wahrzeichen der Stadt. Dies manifestiert sich im guten Besuch und wird beflügelt durch die Leichtigkeit und Luftigkeit seiner Einbindung ins Stadtgeschehen.
Ausstellungen, Ausstellungen und noch mehr Ausstellungen.
Arles. Erster Morgen. Eigentlich haben wir nur Durst, die Tage in Südfrankreich erreichen bis zu 38 Grad. Selbst am Morgen liegt die Hitze schon schwül und schwer über der Stadt. Gegenüber ist ein Monoprix, wir wollen Wasser kaufen. Doch gleich davor ein erster Ticket-Kiosk für das Festival. Wir werden noch viele antreffen. Die Tagestickets sind schnell erstanden. Den Einstieg ins Festival Abenteuer haben wir uns komplizierter vorgestellt. Die Website vermag die Fülle des Gebotenen kaum zu vermitteln. Der Faltplan leistet aber gute Dienste (kenn man von der Photo+Adventure!) die großen Stelen mit den Übersichten tun ein Übriges.
Am Weg in den Supermarkt bemerken wir erst, dass sich im Supermarkt schon die ersten Ausstellungen befinden. Und noch dazu vom eine vom Feinsten. Die Sonne heizt den Ausstellungsraum, scheinbar eine alte, vom Monoprix nicht mehr genutzte, Lagerfläche, direkt unter dem Dach, gnadenlos auf.
Schon hier zeigt sich, dass ein Tag nicht reichen wird, wenn man den besuchten Ausstellungen nur halbwegs die ihnen zustehende Aufmerksamkeit zukommen lässt. Zu sehen ist hier die, auch in fototechnischer Hinsicht, beeindruckende Arbeit von Michael Christopher Brown „Yo soy Fidel“. Brown hat sich einen Namen gemacht, seine Reportagen mit dem iPhone zu erarbeiten. Hier eilt er dem Trauerzug des von Havanna in seine Heimatstadt überstellten Sargs von Fidel Castro im Spalier der Trauernden voraus. Die zum Teil großformatigen Ausstellungsbilder erzeugen nicht nur die dem Thema geschuldeten Anziehungskraft sondern auch in ihrer an grobkörnigen Analogfilm erinnernden Anmutung.
Olga Kravets, Maria Morina et Oksana Yushko zeigen einen nicht minder aufwühlenden Bilderbogen der geschunden Stadt Grozny, Tschetschenien. Das Konzept ziseliert sogar neun Städte aus berührenden Blickwinkeln heraus: GROZNY: NINE CITIES
So ungewöhnlich der Ausstellungsraum im Monoprix, so hochwertig und architektonisch ansprechend die anderen Locations im Stadtzentrum. Überhaupt, die ganze Stadt lebt und atmet Fotografie auf unaufdringliche Art und Weise. Von wilden Plakaten an den Wänden, die fast ausschließlich auf die vielen Off-Ausstellungen und Fotoaktivitäten verweisen bis hin zu hochwertigen Ausstellungen in den namhaftesten Palais, Kirchen und anderen Bauwerken der Stadt. Das überschaubare, lebendige und anmutige Stadtzentrum tut ein Übriges zum Fotofestival-Genuss-Faktor. Die Distanzen sind kurz, ein bisschen Stadtbummel wechselt luftig mit dem niederschwelligen Zutritt zur nächsten Ausstellung. Manche davon sind sogar bei freiem Eintritt zu besuchen.
Auch Lust auf Fotofestival bekommen?
Das Festival La Gacilly gastiert noch bis 30. September in Baden. Infos und Details findest du auf der Website.
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